Rollentausch

Rollentausch

Es war am Freitag, 18. August 2006, wolkig mit etwas Regen und um die 20 Grad. Kein Grund zu Hause zu bleiben. Dem waschechten Cineasten und langjährigem Sommernachtskinogänger macht das doch nix aus. Und dann dieser Film. Muß man gesehen haben. Als begeisterter Fan von Tom Hanks und der liebenswerten Audrey Tautou sowieso. 
Und man freut sich auf einen spannenden Film. Der Da Vinci Code. Es geht um versteckte Botschaften die entschlüßelt werden wollen. Eine komplizierte, detailreiche Geschichte. Filmvorführer Heinz Mann vom Kino hat die drei schweren Fimlrollen schon um halb acht in den Klosterhof gebracht, den Projektor geprüft und die erste Filmrolle fachmännisch eingelegt. Nach Einbruch der Dunkelheit heißt es „Film ab“.  Der Projektor knattert und die Besucher starren gebannt und konzentriert auf die Leinwand, denn bei diesem Film gilt es genau aufzupassen bei so vielen Namen, komplizierten Zusammenhängen und inhaltlichen Überraschungen. Nach einer Stunde neigt sich die Filmrolle dem Ende zu und die erste Pause ist angesagt. Zeit und Gelegenheit Nachschub an der Theke zu holen. „Kinokarle“ legt inzwischen die zweite Fimlrolle ein und bereitet den Projektor für die nächste Runde vor. Endlich geht weiter. Ich, und alle sind gespannt wie es denn nun mit der weiteren Entschlüsselung von Botschaften weitergeht. Immer neue Personen tauchen auf, die ich (noch?) nicht kenne. Die Charaktäre im Film besprechen sich, diskutieren und versuchen durch ihre Schlußfolgerungen den Rätseln weiter auf die Spur zu kommen. Sie erkennen diese Zusammenhänge und stimmen sich gegenseitig zu. Doch mir kommt es immer mehr „spanisch“ vor und denke für mich - Mist, im ersten Teil nicht richtig aufgepasst. Selber schuld! Im Klosterhof wird es zunehmend unruhiger. Die Zuschauer unterhalten sich flüsternd mit ihrem Nachbarn. Ich werde angesprochen, ob ich dem Film noch folgen kann. Bin echt darüber erleichtert, daß ich gefragt werde und stimme zu, daß ich nicht mehr durchblicke, was im Film passiert. Die Unruhe wächst weiter. Ich höre wie jemand sagt „Da stimmt doch was nicht“. Plötzlich verstummt der Projektor. Die nächste normale Pause kann es noch nicht sein. An der Theke geht das Licht an. Der Filmvorführer beleuchtet sein Projektorhäussle. Er wirkt etwas nervös, spult die Filmrolle die erst halb durch war zurück, nimmt die verbliebene (dritte) Rolle und platziert sie im Projektor. 10 Minuten später geht es weiter. Nach kurzer Zeit lösen sich bei mir Widersprüche und viele ungeklärte Fragen werden mehr und mehr beantwortet. Ich besuche schnell den lieben Herrn Heinzmann im Projektorhäussle. Er sitzt etwas bedröppelt da und zeigt nur auf die Filmrolle, die er zurückgespult und entnommen hatte. Beschriftet mit einer großen ZWEI drauf.


Stefan Dürr

Share by: